Freitag, 28. Februar 2020

Zinskommentar Januar 2020 - EZB behält auf der ersten Sitzung 2020 die bisherige Zinspolitik bei

Auf der letzten EZB-Ratssitzung im Dezember 2019 hatte Christine Lagarde eine umfassende Strategieprüfung angekündigt. Dabei ging es darum, dass alle geldpolitischen Instrumente und Ziele der Zentralbank - inklusive des Kernziels der Inflation von nahe bei, aber unter zwei Prozent - neu betrachtet und bewertet werden sollen. Die Prüfung soll im Januar 2020 beginnen und vor Ende 2020 abgeschlossen sein soll. Laut der neuen EZB-Präsidentin werde dabei kein Stein auf dem anderen bleiben.

Reformiert Christine Lagarde die Notenbank?
Fachleute halten eine Anpassung des Inflationsziels für relativ wahrscheinlich. Denn trotz der massiven geldpolitischen Intervention in den letzten Jahren, konnte die Europäische Zentralbank (EZB) das 2-Prozent-Ziel bei der Inflation nicht nachhaltig erreichen. Daher ist es vorstellbar, dass eine Absenkung des Ziels oder auch die Entscheidung für ein breiter gefasstes Inflationsband, beispielsweise einen Korridor zwischen ein und zwei Prozent eingeführt wird. Auch eine grundsätzliche Diskussion über radikalere geldpolitische Maßnahmen wie das Helikoptergeld ist durchaus denkbar. Erwarten kann man in jedem Fall eine Positionierung zu mehr nachhaltigen Investments durch die EZB, was Christine Lagarde bereits zum Beginn ihrer Amtszeit durch blicken lies. Allerdings sind die Mitglieder der Notenbank über den Vorstoß von Christine Lagarde, dass die EZB den Klimawandel stärker in ihrer Arbeit berücksichtigen müsse, gespalten.

Zinsentwicklung über die fünf letzten Jahre

Der deutsche Bundesbank-Chef Jens Weidmann geht unter anderem nicht davon aus, dass die Berücksichtigung der Klimaschutzaspekte mit dem Mandat der EZB vereinbar sind. Aber selbst wenn die EZB ihre Strategie langfristig ändern könnte, dürften wir uns im laufenden Jahr geldpolitisch überwiegend in dem bisher gewohnten Fahrwasser bewegen. Man kann deshalb davon ausgehen, dass die Zinsen weiterhin niedrig bleiben und der Leitzins im Jahr 2020 aus heutiger Sicht nicht angepasst wird. Auch beim Einlagezins ist nicht mit einer signifikanten Anhebung oder Senkung von Seiten der Währungshüter auszugehen. Allenfalls bei Anleihekaufprogramm sind Anpassungen wahrscheinlich.

Weltwirtschaftsrezession ist zwar erst einmal abgewendet, das Risiko bleibt dennoch
Die Schwäche der Weltwirtschaft hält weiter an, allerdings haben sich die Aussichten für das Jahr 2020 zumindest leicht verbessert. Die neue IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos erklärt, dass zumindest die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise vorerst abgewendet sei. Der lockeren Geldpolitik führender Notenbanken wie der Europäische Zentralbank (EZB) und der Federal Reserve System (Fed) sowie dem Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China sei es zu verdanken, dass sich die Konjunktur zuletzt wieder etwas stabilisierte. Allerdings reicht diese Nachricht zum Aufatmen nicht aus, denn das Damoklesschwert aus politischen, sozialen und ökologischen Unsicherheitsfaktoren hängt weiterhin über der globalen Konjunktur. Aus der Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind grundlegende Strukturreformen für eine langfristige Stabilisierung der Wirtschaft dringend notwendig. Dabei geht es hauptsächlich um eine bessere internationale Zusammenarbeit, sowie einem entschlossenen Kampf gegen Klimawandel und soziale Ungleichheiten. Die meisten Experten gehen deshalb nicht von einer nachhaltigen Entspannung im Jahr 2020 aus.

Denn die wesentlichen Unsicherheitsfaktoren des vergangenen Jahres bleiben auch im laufenden Jahr präsent. Die wichtigsten Handelskonflikte dürften weiterhin auf der Tagesordnung bleiben, bzw. Donald Trump wird diese bisherigen Drohgebärden zur Durchsetzung seiner Vorstellungen weiter einsetzen. Auch der Brexit bleibt weiter ein Unsicherheitsfaktor. Dieser ist zwar auf den Finanzmärkten eingepreist, doch nach dem Austritt am 31. Januar 2020 gehen die Verhandlungen über das künftige Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien aufs Neue los. Hinzu kommen neue Risiken wie der geopolitische Konflikt zwischen den USA und Iran, die sich jederzeit zuspitzen und für weitere Unsicherheit sorgen können. Deshalb kann man zusammenfassen, dass das Wachstum weiter gedämpft bleibt und die Unsicherheiten hoch bleiben. Die Notenbanken werden deshalb weiterhin Geld in die Märkte pumpen, um die stotternde Konjunktur mit niedrigen Zinsen zu unterstützen.

Die Immobilienpreise steigen weiter und die Bauzinsen bleiben niedrig
Die Konjunktur tritt im Euroraum weiter auf der Stelle. Bei der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe pendelt die Rendite seit Oktober 2019 zwischen  minus 0,2 und  minus 0,4 Prozent. Der Topzins für zehnjährige Hypothekendarlehen stieg nach dem Jahreswechsel kurzfristig von 0,81 auf 0,83 Prozent, nur um wenig später wieder auf die aktuellen 0,79 Prozent zu fallen. Deshalb kann man sagen, dass eine Trendwende im Jahr 2020 nicht in Sicht ist. Derzeit sind keine Anzeichen für eine Aufwärtsdynamik zu erkennen und man davon aus gehen, dass die Zinsen mittelfristig weiter auf einem niedrigem Niveau bleiben werden. Für angehende Immobilienbesitzer bleiben daher die günstigen Bauzinsen weiterhin die gute Nachricht.

Allerdings trifft die Schattenseite der anhaltenden Niedrigzinsphase in Form immer höherer Kaufpreise für Immobilien auch die angehenden Immobilienbesitzer. Im Jahr 2020 kann von deutlich steigenden Immobilienpreisen ausgegangen werden, was den Zinsvorteil wieder vernichtet. In sehr vielen Regionen deckt das Angebot weiterhin nicht die bestehende Nachfrage. Es wird einen Nettozuzug verzeichnet und ein fortgesetzter Trend zu mehr Wohnfläche je Einwohner bzw. zu mehr Singlehaushalten. Hinzu kommen die historisch niedrigen Zinsen und mangelnde Anlagealternativen außerhalb des Immobiliensektors. Das alles deutet auf weiter steigende Immobilienpreise hin.

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Mittwoch, 19. Februar 2020

Zinskommentar Dezember 2019 - Lagarde positioniert sich und Bauzinsen steigen leicht an

Christine Lagarde sorgte als neue EZB-Präsidentin schon vor ihrer ersten geldpolitischen Sitzung für Schlagzeilen. Viele Marktteilnehmer erwarteten, dass Christine Lagarde weitestgehend die lockere Geldpolitik von Mario Draghi fortführt. Die neue EZB-Chefin setzt jedoch auch schon eigene Akzente und positioniert sich bereits bei ihren ersten öffentlichen Auftritten deutlich politischer als ihr Vorgänger. Sie wird zwar vorerst die lockere Geldpolitik fortführen, gleichzeitig kündigte sie allerdings eine Überprüfung der geldpolitischen Instrumente und Ziele an. Darunter dürfte auch das Kernziel der Europäischen Zentralbank (EZB) fallen, eine Inflation von knapp unter zwei Prozent zu erreichen.

Christine Lagarde rückt neben den klassischen geldpolitischen Themen zudem weitere Punkte wie politische Reformen der Euro-Staaten oder die Außenkommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Fokus der Notenbank. Auch müsse die EZB den Bürgern besser erklären, warum sie tut, was sie tut. Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde will auch den Klimaschutz auf die EZB-Agenda setzen. Deshalb wird gerade darüber diskutiert, ob die EZB künftig nur noch in grüne oder nachhaltige Anleihen investierten soll. Vom deutschen Bundesbank-Chef Jens Weidmann gab es dazu bereits eine klare Positionierung. Jens Weidmann geht darin nicht davon aus, dass die Berücksichtigung der Klimaschutzaspekte mit dem EZB-Mandat vereinbar ist.

Sollte sich die EZB bei Klimaschutzthemen im Finanzmarkt einmischen?
Es ist zumindest aktuell so, dass an den Finanzmärkten Umwelt- und Klimaverträglichkeit oder soziale Standards noch eine untergeordnete Rolle spielen. Wer in klassische Anlageformen investiert, kann damit zwar eine gute Rendite erzielen, finanziert unter Umständen aber auch Waffen, die Ausbeutung von Bodenschätzen, Kohlekraftwerke oder Kinderarbeit mit. Emissionen und langfristig schädliche Umweltauswirkungen werden bisher nicht in die kurzfristige Rendite eingepreist.

Zinsentwicklung über die fünf letzten Jahre

Man könnte also meinen, dass es sinnvoll wäre, wenn die EZB mit gutem Beispiel voran ginge und künftig nur noch grüne Anleihen aufkauft. Allerdings bezweifeln Kritiker zurecht, ob die EZB das richtige Institut für derartige Maßnahmen ist. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) ist schließlich kein klassischer Investor, sondern vor allem der Preisstabilität und der politischen Neutralität verpflichtet. Die Maßnahmen der EZB, beispielsweise die Anleiheaufkäufe, dürfen keine Marktverzerrungen auslösen. Vom Bundesbank-Chef Jens Weidmann wird in seiner Positionierung zudem ein weiteres zentrales Problem angeführt: Was passiert, wenn das Inflationsziel erreicht ist und die Anleihekäufe beendet werden? Dann müsste die Europäische Zentralbank (EZB) die aufgekauften Anleihen - auch die nachhaltigen - sukzessive wieder verkaufen. In diesem Fall könnte das Klima- und umweltbewusste Wirtschaften durch die EZB mit den Anleiheaufkäufen nicht mehr dauerhaft gefördert werden. Im schlimmsten Fall würde es sogar dazu kommen, dass die EZB den nachhaltigen Projekten und Unternehmen mit dem Verkauf der Anleihen sogar schaden.

Strafzinsen auf Spareinlagen werden immer mehr an die Sparer weitergegeben
Die Meldungen über Strafzinsen für Sparer haben in den letzten Wochen sehr stark zugenommen. Man kann sich daher fragen: Werden Negativzinsen auf Spareinlagen bald zur Norm? Bisher betrafen die Strafzinsen der Banken hauptsächlich Großinvestoren und Firmenkunden, nun werden aber auch immer mehr Privatkunden und Kleinanleger mit den Strafzinsen konfrontiert. Bei der Volksbank Fürstenfeldbruck werden die Strafzinsen bereits ab dem ersten Euro erhoben und als erste große Online-Direktbank verlangt die comdirect ab dem 1. Januar 2020 nun auch Negativzinsen, allerdings erst auf einer Sichteinlage ab 250.000 Euro. Und diesem Trend noch weitere Banken folgen, so dass man daraus ableiten kann, das Negativzinsen für Spareinlagen sukzessive zur Norm werden dürften. Dabei wird bei vielen Banken das Kind nicht beim Namen genannt, sondern es werden "Verwahrentgelte" oder andere Gebühren eingeführt. Dabei handelt es sich allerdings eher um eine Scheindiskussion. Selbst wenn weder Strafzinsen noch Gebühren gezahlt werden müssen, ist die Realverzinsung auf Tages- und Festgeldkonten seit Jahren faktisch negativ. Das Geld auf diesen Konten wird also schon längere Zeit entwertet - auch ohne Negativzinsen.

Die Bauzinsen haben weiter einen leichten Aufwärtstrend
Trotz der geldpolitischen Maßnahmen, welche die Europäische Zentralbank (EZB) im Herbst 2019 beschlossen hatte, um noch einmal für mehr Schub in der Wirtschaft zu sorgen, treten im Euroraum die Konjunktur und die Inflation weiter auf der Stelle. Bei der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe pendelt die Rendite weiterhin um die -0,3 Prozent und eine dauerhafte Aufwärtsbewegung ist nicht in Sichtweite. Der Topzins für zehnjährige Hypothekendarlehen verharrte lange Zeit bei rund 0,79 Prozent und bewegt sich Ende Dezember marginal nach oben – auf ca. 0,82 Prozent. Von einer Trendwende kann bei diesen kleinen Zinsbewegungen allerdings nicht gesprochen werden. Denn solange im Handelsstreit zwischen den USA und China keine umfassende positive Lösung in Sicht ist und auch der anstehende Brexit weiter für Unsicherheit sorgt, gibt es nur begrenztes Aufwärtspotential. Sollte Donald Trump aus wahltaktischen Gründen im Laufe des kommenden Jahres eine Gesamtlösung herbeiführen, hätte das sicher positive Auswirkungen auf die Konjunktur und könnte zu einem spürbaren Zinsanstieg führen. Das bisher erzielte Teilabkommen wird wohl eher dafür sorgen, dass im Jahr 2020 mit einer vergleichbaren Zinsentwicklung wie im Jahr 2019 zu rechnen ist.

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Die Forward-Darlehen-Strategie 

Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: leicht steigend
mittelfristig: schwankend seitwärts
langfristig: schwankend steigend

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten fünf Jahre

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