Freitag, 29. März 2019

Zinskommentar Februar 2019 - Bauzinsen sinken weiter und EZB sorgt sich um schwache Konjunktur

Das drohende Brexit-Chaos, Konjunkturflaute, Schuldenberge, alte und neue Handelskonflikte. Es gibt derzeit eine Vielzahl von ungelösten wirtschaftlichen und politischen Problemen, weshalb bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend eine Besorgnis ausgelöst wird. Die Wirtschaftsaussichten für das Jahr 2019 wurden bereits mehrfach nach unten korrigiert und auch die EU-Kommission hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone zuletzt von 1,9 Prozent auf 1,3 Prozent gesenkt. Für viele Experten ist diese Korrektur immer noch zu optimistisch eingeschätzt und gehen deshalb noch von weiteren Prognoseanpassungen nach unten aus. Auch das deutsche Finanzministerium kalkuliert aufgrund der abflauenden Konjunktur mit einem Haushaltsloch von 25 Milliarden bis zum Jahr 2023.

EZB zeigt sich besorgt von schwacher Konjunktur was vor allem für Schuldenstaaten problematisch ist
Für diejenigen Länder, die es trotz einer lockeren Geldpolitik und den Niedrigzinsen nicht geschafft haben, ihre Schuldenberge zu reduzieren, sind die düsteren Konjunkturaussichten allerdings besonders problematisch. So prognostiziert beispielsweise die EU-Kommission für Italien, dem Staat mit der höchsten Schuldenquote Europas, nur noch ein Wachstum im Jahr 2019 von gerade einmal 0,2 Prozent. Dadurch werden sich für die italienischen Banken ihre Refinanzierungsbedingungen deutlich verschlechtern. Denn Italien ist auf niedrige Zinsen angewiesen, um allein um den Schuldendienst leisten zu können. Da die aktuelle Regierung in ihrem Haushalt lieber Wahlgeschenke auszahlt und wichtige politische Reformen aufschiebt, wird Italien weiterhin für Unsicherheit sorgen. Deshalb ist es denkbar, dass die drittgrößte europäische Volkswirtschaft mittelfristig sogar eine handfeste Schuldenkrise landen kann.

Zinsentwicklung über die fünf letzten Jahre

Neue Anleihekäufe, Helikoptergeld oder TLTROs – Europa braucht neue stimulierende Maßnahmen
Wegen der schwächelnden Wirtschaft und der weiter nachlassenden Inflationsentwicklung rückt eine Normalisierung der Geldpolitik wieder in weite Ferne. Deshalb wird es nach der derzeitigen Sachlage sicher keinen ersten Zinsschritt in diesem Jahr geben, sondern die Europäische Zentralbank (EZB) wird eher zusätzlich stimulierende Maßnahmen zu ergreifen. Denkbar ist, dass die EZB zunächst mit einer Neuauflage der TLTROs beginnen wird. Bei TLTRO handelt es sich um gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einem milliardenschweren Anreizprogramm für Banken, dass mehr Kredite vergeben werden. Bei einer weiteren Konjunkturabkühlung, kann mittelfristig auch ein Wiederaufleben der Anleihekäufe nicht ausgeschlossen werden. Von einigen Finanzexperten wird auch das so genannte Helikoptergeld wieder ins Gespräch gebracht, bei dem die Notenbank mit Geldspritzen direkt in die Wirtschaft eingreift. Bisher galt dieses Geldinstrument jedoch als geldpolitisches Tabu und wurde nicht einmal während der letzten Finanzkrise eingesetzt. Deshalb ist es aktuell unwahrscheinlich, dass die EZB auf diese extreme und umstrittene Maßnahme zurückgreift.

Bei der Draghi-Nachfolge hat Bundesbank-Chef Weidmann kaum Chancen
Da viele Staaten in der EU weiterhin auf die niedrigen Zinsen angewiesen sind, bleibt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) und dem festhalten an der lockeren Zinspolitik hoch. Deshalb finden Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik aktuell kaum eine Mehrheit für eine Draghi-Nachfolge. Zu den Anhängern einer restriktiveren Geldpolitik zählt auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann, der auch als möglicher Nachfolger Mario Draghis ins Gespräch gebracht wurde. Derzeit sind seine Chancen allerdings nicht nur aufgrund seiner geldpolitischen Ausrichtung gering, sondern auch aus parteitaktischen Erwägungen. Denn die Unionsparteien CDU und CSU haben aktuell eher ein Interesse daran, den Nachfolger von Jean-Claude Juncker zu stellen als die EZB-Präsidentschaft zu übernehmen.

Auch die amerikanische Wirtschaft schaltet einen Gang zurück und bringt die Fed vom Kurs ab
Das Wirtschaftswachstum in den USA schwächt sich zwar tendenziell ebenfalls ab, allerdings bleibt es auf einem vorerst soliden Niveau. Dadurch ist die Federal Reserve System (Fed) erst einmal von dem bisher eingeschlagenen Zinserhöhungskurs zurückgerudert. Dies wird dazu führen, dass die Fed kurzfristig erst einmal keine weiteren Zinsschritte machen wird. Sie wird die weitere wirtschaftliche und politische Entwicklung abwarten, denn es ist erkennbar, dass auch die Effekte von Donald Trumps Steuersenkungsprogramm langsam verpuffen und sich die Wirtschaft in den USA in jedem Fall abschwächen wird. Wie stark sich das Wirtschaftswachstum abschwächen wird, hängt hauptsächlich von der Entwicklung der von Donald Trump angezettelten Handelskonflikte ab. Donald Trump bleibt zwar weiter bei seinen Drohgebärden, bringt aber gleichzeitig durch die Verschiebung der Frist zur Zollerhöhung auf chinesische Importe ein wenig Hoffnung auf eine Deeskalation des Konfliktes mit China.

Bauzinsen und Rendite der Bundesanleihen so niedrig wie 2016
Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe hat im Februar 2019 erneut einen Tiefstand erreicht und ist mit 0,09 Prozent so niedrig wie seit 2016 nicht mehr. Auch die Bauzinsen ziehen nach und bewegen sich seit Anfang Februar 2019 beispielsweise bei der 10-jährigen Zinsbindungszeit wieder unter der Ein-Prozent-Marke. In den nächsten Monaten kann weiter mit einer nach unten gerichteten Seitwärtsbewegung bei den Bauzinsen gerechnet werden. Vom aktuellen Niveau aus betrachtet, dürfte es bis zum Jahresende allerdings wieder einen marginalen Aufwärtstrend geben. Für Immobilienkäufer oder Umfinanzierer bedeutet dies weiterhin, die niedrigen Zinsen für eine möglichst hohe Tilgung zu nutzen und eine lange Zinsbindung auswählen, um sich das aktuelle Zinsniveau langfristig zu sichern.

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Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: leicht fallend
mittelfristig: schwankend seitwärts
langfristig: steigend

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten fünf Jahre

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So kann der Sprung in die eigenen vier Wände gelingen

Für viele Menschen ist die wichtigste und größte Investition ihres Lebens ein eigenes Dach über dem Kopf. Gerade Familien mit Kindern möchten gerne Sicherheit in Form einer eigenen Immobilie hinterlassen und nehmen daher eine oft viele Jahre währende finanzielle Belastung in Kauf, die mit dem Erwerb einer Immobilie einher geht. Das Projekt "eigens Dach" beginnt aber nicht erst, wenn die Bagger anrollen. Die Weichen über die Machbarkeit werden schon viele Jahre vorher gestellt, denn beim Eigenheim gilt die Regel: Erst Hunderter auf Hunderter, dann Stein auf Stein, schließlich Tausender auf Tausender.

Wichtig ist die frühzeitige Vermögensbildung
Den meisten Menschen wird nicht in die Wiege gelegt, über genügend Eigenkapital zu verfügen, um sich den Traum vom Eigenheim einfach so erfüllen zu können. Auch Bausparverträge und dergleichen reichen meist nicht aus, um wenigstens eine solide Teilfinanzierung zu ermöglichen. Das Fundament für eine solide Finanzierung besteht aus einem ausreichendem Eigenkapitalstock. Generell sollten etwa 20 bis 30 Prozent der Kauf- oder Bausumme bei Vertragsunterzeichnung vorhanden sein, damit die eigenen vier Wände auf tragfähigen Füßen stehen. Es ist daher wichtig, bereits in jungen Lebensjahren, etwa nach Abschluss der Ausbildung oder des Studiums, damit zu beginnen, sich einen Vermögenswert aufzubauen. Dieser kann dann für das eigene Heim verwendet werden.

Anlageformen zum Eigenkapitalaufbau
Es gibt für die richtige Sparform kein Patentrezept. Wichtig ist jedoch, dass das Geld zum Eigentumserwerb verfügbar ist. Sparkonten, Tagesgeld und Festgelder kommen nur kurzfristig infrage. Auch ein Bausparvertrag ist nur begrenzt sinnvoll, denn auch hier gibt es kaum ausreichende Zinsen auf das Guthaben. Um aber staatliche Förderungen wie die Arbeitnehmersparzulage oder die Wohnungsbauprämie zu nutzen, ist der Bausparvertrag mit der richtig gewählten Bausparsumme ein passender Baustein beim Eigenkapitalaufbau.

Funktionsweise Fonds

Am sinnvollsten ist ein zum Anlagehorizont passender Investmentfonds, auch Fondssparplan genannt. Dies beginnt bei Rentenfonds, geht über Mischfonds, offenen Immobilienfonds bis hin zu Aktienfonds. Hier kann man passend zur Risikoneigung mit einem monatlichen Betrag ab 25,00 Euro flexibel sparen. Der monatliche Beitrag kann jederzeit erhöht werden oder bei finanziellen Engpässen auch einmal ausgesetzt werden. Zusätzlich kann mit unregelmäßigen Zuzahlungen, beispielweise bei einer Weihnachtsgeldzahlung oder ähnlichem, der Anspartopf schneller gefüllt werden. Wichtig ist es auf jeden Fall, so früh wie möglich zu beginnen, um den Zinseszinseffekt optimal zu nutzen.

Ergebnisse Sparplan DWS Top Dividende

wichtiger Hinweis:
Dieser Chart dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Informationen sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung oder sonstige Beratung, ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Sie ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Eine Anlageentscheidung bedarf der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse und Bedürfnisse des Anlegers. Die dargestellten Informationen, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung. Die Daten wurden sorgfältig recherchiert und beruhen auf Quellen, die als zuverlässig gelten. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Daten sowie das Eintreten von Prognosen wird keine Haftung übernommen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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