Mittwoch, 19. Oktober 2022

Zinskommentar September 2022 - EZB beendet das Zögern und Zaudern der vergangenen Monate und stellt sich mit großem Zinsschritt gegen die galoppierende Inflation

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit der Leitzinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte  mit dem Zögern und Zaudern der vergangenen Monate Schluss gemacht. Mit dem großen Zinsschritt soll die weiterhin steigende Inflation abbremst werden. Denn im August 2022 hat diese mit 9,1 Prozent wieder einmal die Erwartungen im Euroraum übertroffen und einen neuen Rekordwert erreicht. Da der Höhepunkt erst noch bevorstehen dürfte, sind weitere Zinsanhebungen wahrscheinlich. Die Folge daraus ist, dass sich auch die Zinsen für Baufinanzierungen verteuern und dies wirkt sich auf die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien aus.

Die EZB greift wegen den Teuerungsraten hart durch

In Europa steigt die Inflationsrate auf ein erneutes Hoch und es ist kein Ende in Sicht – für die kommenden Monate sind sogar zweistellige Teuerungsraten ein realistisches Szenario. So lange die EZB eine Zinserhöhung vor sich hergeschoben hat, so hart geht sie jetzt allerdings vor: Mit einem Plus von 0,75 Prozentpunkten hat sie den größten Zinsschritt ihrer Geschichte vollzogen. EZB-Chefin Christine Lagarde nimmt damit in Kauf, die Wirtschaft zu schwächen und das Risiko einer Rezession zu erhöhen, um der Inflation Herr zu werden.

Bauzinsentwicklung über die fünf Jahre

Die Zinsen für Baufinanzierungen steigen weiter

Der anhaltende Preisdruck wird in Deutschland durch wegfallende Subventionen und die anstehende Gasumlage noch einmal verstärkt. Dies drückt auch die Zinsen für Immobiliendarlehen wieder nach oben. So lang der Top-Zins für eine 10-jährige Zinsbindung bei aktuell knapp unter 3 Prozent, nachdem er Mitte August 2022 auf rund 2,5 Prozent gefallen war. Dies ist eine Entwicklung, welche sich zukünftig fortsetzen könnte. So muss die EZB auch in den nächsten Monaten alles in den Ring werfen, um eine Entschlossenheit zu demonstrieren und die Inflation zumindest einzudämmen.

Die Folge daraus ist, dass dies die Zinsen für Baufinanzierungen weiter unter Druck setzen kann. Fachleute rechnen damit, dass die Baufinanzierungszinsen bis Ende des Jahres 2022 tendenziell weiter steigen und merklich über der 3-Prozent-Marke liegen werden. Erst mit einem signifikanten Rückgang der Inflation, könne Christine Lagarde das Tempo der Zinsanhebungen wieder drosseln. Bis dahin sind nach Meinung von Experten weiterhin starke Schwankungen in der Zinskurve für Baufinanzierungen zu erwarten.

Die Anzahl der abgeschlossenen Baufinanzierungen ist rückgängig – das Interesse jedoch stabil

Da die Lebensmittel- und Energiepreise weiter steigen und die auch Heizsaison naht, reduzieren Verbraucher einer Umfrage des Bankenverbandes BdB zufolge ihre Konsumausgaben, um das tägliche Leben besser zu bestreiten. Auch auf dem Immobilienmarkt ist diese Zurückhaltung angekommen, denn in den letzten Wochen ist ein Rückgang der Darlehensvolumina fest zu stellen. So sehen Fachleute neben den gestiegenen Gesamtkosten noch einen weiteren Grund. So gibt es gerade bei Neubauten derzeit eine Nachfragedelle, weil die Baupreise aus dem Ruder gelaufen sind, Kapazitätsengpässe die Planbarkeit erschweren und Bauträger Kosten nicht langfristig kalkulieren können. Deshalb stehen private Bauherren zurzeit mehrfach unter Druck.

Dagegen können die Finanzierungsinstitute ein generell abflauendes Interesse bei Baufinanzierungsanfragen derzeit nicht feststellen: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden bestehe nach wie vor und viele Interessierte ließen sich ihren persönlichen finanziellen Spielraum ausrechnen. Feststellen muss man aber, dass für Normalverdiener ohne einen nennenswerten Vermögenshintergrund, die Finanzierung einer eigenen Immobilie immer schwerer machbar wird.

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Tendenz der Baufinanzierungszinsentwicklung:
kurzfristig: steigend
mittelfristig: schwankend steigend
langfristig: schwankend steigend

Entwicklung Leitzins, 10-jährige Bundesanleihe und Inflation der letzten fünf Jahre

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Freitag, 14. Oktober 2022

KfW - Bei der Förderung von Wohnraum gibt es Neuerungen

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wurde angepasst und in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) kurzfristig umgesetzt. Dieser Schritt wurde erforderlich, um angesichts der zur Verfügung stehenden Bundesmittel Vorzieheffekte zu vermeiden und die Förderangebote aufrecht erhalten zu können. Die zur Verfügung stehenden Bundesmittel sollen verstärkt dort eingesetzt werden, wo der Klimaschutzeffekt (Fördereffizienz) am höchsten ist: bei Sanierungen.

Die KfW-Förderung von Effizienzhäusern hat sich am 28. Juli 2022 kurzfristig grundlegend geändert

Der Blick soll vorrangig auf die Änderungen für Wohngebäude, z. B. für Eigentumswohnungen oder Mehrfamilienhäuser gerichtet sein. Wichtig ist, dass die Förderung von gasbetriebenen Anlagen und den damit einhergehenden Umfeldmaßnahmen entfällt. Die Komplettsanierung zum Effizienzhaus wird nur noch im Rahmen einer Kreditvergabe mit Tilgungszuschuss gefördert (zu beantragen über die KfW Bank), die reine Zuschuss-Variante (über die BAFA, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) entfällt komplett. Für ein Effizienzhaus beträgt der maximale Kredit pro Wohneinheit 120.000 Euro und für ein Effizienzhaus 55 beträgt der maximale Zuschuss 18.000 Euro.

Nachhaltiges Bauen dank Energie- und Ressourceneffizienz

Seit dem 15. August 2022 gibt es für Einzelmaßnahmen nur noch den Tilgungszuschuss bei der BAFA, die Kreditvariante der KfW Bank wird eingestellt. Zu den geförderten Maßnahmen zählen das Dämmen von Dächern, Wänden, Decken und Kellern, der Austausch von Fenstern, eine neue Lüftungsanlage, Sonnenschutzeinrichtungen oder digitale Systeme zur Energieverbrauchsoptimierung. Der jeweilige Tilgungszuschuss beträgt 20 Prozent bei einer maximalen Fördersumme von 60.000 Euro, also maximal 12.000 Euro.

Für den Neubau von Einfamilienhäusern steht eine KfW-Förderung 2022 nur noch bereit, wenn das Qualitätssiegel "Nachhaltiges Gebäude", kurz QNG, vorliegt. Die Einstufung als Effizienzhaus 40 NH ist absolute Voraussetzung für Fördergelder der staatlichen Förderbank KfW. Um das Qualitätssiegel "Nachhaltiges Gebäude" zu erlangen, muss das Haus ein spezielles Nachhaltigkeits-Bewertungs-System bestanden haben.

Der höchste Standard, der die Effizienzhaus-Riege ergänzt, ist das Effizienzhaus Plus. Dabei handelt es sich um Plusenergiehaus-Konzepte, die mittels Photovoltaikanlage oder Windrad mehr Strom produzieren, als sie selbst verbrauchen. Wichtige Bestandteile sind unter anderem Haushaltsgeräte mit den Energieeffizienzklassen A++ oder höher sowie ein intelligentes Energiemanagement, das möglichst viel Strom der Eigennutzung zuführt. Die Überschüsse werden ins öffentliche Netz gespeist oder zum "Betanken" eines hauseigenen Elektromobils genutzt.

Einführung Effizienzhaus / Effizienzgebäude "Worst Performing Building"-Bonus

Ab dem 22. September 2022 wird in der Sanierungsvariante zusätzlich "Worst Performing Buildings" (WPB) in den Effizienzhaus-/ Effizienzgebäude-Stufen:

  • 55 WPB, 55 EE WPB oder 55 NH WPB (nur NWG)
  • 40 WPB, 40 EE WPB oder 40 NH WPB (nur NWG)

gefördert.
"Worst Performing Buildings" sind Gebäude, die auf Grund des energetischen Sanierungsstandes zu den energetisch schlechtesten 25 Prozent des deutschen Gebäudebestandes gehören. Für die Sanierung eines "Worst Performing Buildings" wird ein Bonus von fünf Prozentpunkten gewährt. Dieser Bonus ist mit der EE- oder NH-Klasse kumulierbar.

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